Das Enterprise Resource Planning (ERP) beschäftigt sich mit der innerbetrieblichen Datenverarbeitung. Der Fokus von ERP-Systemen in Unternehmen liegt auf den operativen Funktionen, den Tagesgeschäften.83 Die im Kapitel 2.3.1 erklärten Warenwirtschaftssysteme werden meistens im Kontext der Handelsinformationssysteme und Enterprise Resource Planning Systemen genannt. Jedoch sollte beachtet werden, dass diese drei Punkte nicht gleichzusetzen sind. Handelsinformationssysteme, sowie die Enterprise Resource Planning Systeme stehen in einer engen Verbindung zu Warenwirtschaftssystemen. 84 Beide Systeme sind dem Warenwirtschaftssystem übergeordnet und befassen sich mit mehr als nur den Warenströmen.85 In diesem Kapitel geht es um das Enterprise Resource Planning. Bei den ERP-Systemen handelt es sich um integrierte Anwendungssysteme. Denen ist der Anspruch gegeben möglichst alle betriebswirtschaftliche Aufgaben innerhalb eines Unternehmens in einem System zusammenzufassen.86 Wie oben erwähnt, handelt es sich bei ERP-Systemen im Gegensatz zu Warenwirtschaftssystemen, um umfassende IT-Systeme, die sich mit den Komponenten „Human-Resource“, Finance“ und „Logistics“ beschäftigen.

„Der Begriff der ERP-Systeme bezieht sich also in übergeordneter Form auf Systeme, die prinzipiell für alle Branchen denkbar sind. Warenwirtschaftssysteme sind oftmals Bestandteile solcher ERP-Systeme für den Handel. In der dargestellten Systematik beziehen sie sich auf den Teilbereich „Logistics“ in Handelsunternehmen.“

Abbildung 17 – Warenwirtschafts-/ERP-Systeme und verschiedene Subsysteme/
Ergänzungssysteme

Es ist wichtig ist zu wissen, dass ein ERP-System mehrstufig aufgebaut ist. An der Abbildung 17 wird deutlich, dass das ERP-System als Kern der Systeme im Unternehmen fungiert. Auf der linken Seite sind die operativen Systeme im Unternehmen, sowie CRM, SCM, POS und das ERP und auf der rechten Seite die analytischen Systeme des Unternehmens und zwar das Data Warehouse abgebildet.90 In einem Data Warehouse werden die notwendigen Daten der im Unternehmen existierenden Systeme gespeichert, um nach Wunsch Analysen durchzuführen. Um einen genaueren Blick in die verschiedenen Ebenen des ERP-Systems zu bekommen, ist die folgende Abbildung sehr wichtig.

Abbildung 18 – Aufbau eines ERP-Systems

In der Abbildung 18 sind die Schichten des ERP-Systems ganz allgemein aufgezeichnet. Die Basis des ERP-Systems stellen die Datensätze dar, die auf der Datenhaltungsschicht zu sehen sind und deren Zugriff die Datenbankmanagementsysteme ermöglichen. Ebenfalls sind auf dieser Ebene die Schnittstellen zu den anderen Datenbanken gegeben.92 Die Applikationsschicht ist unterteilt in einen datenbankunabhängigen Teil und einen datenbankabhängigen Teil. Der datenbankabhängige Teil der Applikationsschicht bietet den Zugriff auf die Datenbankmanagementsysteme, um die Daten innerhalb der Datenbank zu verwalten. Der datenbankunabhängige Teil der Applikationsschicht beschäftigt sich mit der Datenübertragung an den Applikationskern. Die Trennung dient zur Leistungsoptimierung.93 Ebenfalls gehört die Programmierumgebung zur Applikationsschicht der ERP-Systeme, um Anwendungen zu ergänzen oder zu erweitern. Dies ist meistens in der Programmiersprache des ausgelieferten ERPSystems wiederzufinden. Die Middleware der ERP-Systeme ermöglicht durch das sogenannte Remote Procedure Call das Aufrufen von anderen Programmen. Ebenfalls ist durch die User Exits die Integration von Programmbausteinen, die in einer anderen Programmiersprache geschrieben sind, möglich.94 Die Anpassung der Funktionalität der Ausschnitte des Datenmodells an die betrieblichen Prozesse und Datenstrukturen gewährleistet die Adaptionsschicht. Diese Funktion wird Customizing genannt und ist abhängig von dem Umfang und der Reichweite des ERP-Systems.95 Neben dem Customizing ist innerhalb der Adaptionsschicht das Integrationselement (Workflow). Das Integrationselement unterstützt die Prozesse, die unterschiedliche Informationssysteme nutzen, um eine Einheit zu schaffen. Deswegen werden meistens Workflow- Management-Systeme als Integrationselement genutzt, welche Aufgaben wie, z.B. Weiterleitungs- und Benachrichtigungsmechanismen, Vertretungsregelungen oder Aufruf von Programmmasken ermöglichen.96 Die Benutzungsschicht bildet die letzte Schicht im ERP-System ab. Diese Schicht kann heutzutage als Web-Client auftreten. Der Web-Client läuft über den Zugriff eines Web-Browsers und umgeht somit eine Client- Installation. Jedoch ist es im Gegensatz zur Standard-Benutzungsoberfläche des ERP-Systems eingeschränkter.

ERP ist ein ausschlaggebender Faktor bei der Realisierung eines Omni-Channel- Handels. Dies konnte im Laufe der Praxistests, die im Kontext dieser Arbeit durchgeführt wurden, festgestellt werden (siehe Anhang). Deswegen ist es sehr wichtig die Funktionalität der Informationssysteme im Zusammenhang zu verdeutlichen.